Karl Friedrich von dem Knesebeck
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Lob des Krieges

Es leb der Krieg! Im wilden Kriegerleben,
Da stählet sich der Mut!
Frei kann die Kraft im Kriege nur sich heben;
Der Krieg, der Krieg ist gut.

Den falschen Freund, der listig Treue heuchelt,
Krieg macht ihn offenbar.
In offner Schlacht das blanke Schwert nicht schmeichelt,
Und jeder Hieb spricht wahr.

Der Krieg ist gut! Er weckt die Kraft der Jugend
Und zieht in seinem Schoß
So manchen Sinn für hohe, wahre Tugend
Zu schönen Taten groß.

Der Krieg ist gut! Er ruft aus feigem Schlummer
Den trägen Weichling auf,
Er lohnt Verdienst, und schafft er manchen Kummer,
Löst er auch manchen auf!

Der Krieg ist gut! Im Reiben seiner Kräfte
Ist für die Welt Gewinn.
Der Krieg macht froh, im Wechsel der Geschäfte
Nimmt er die Grillen hin.

Er lehrt die Kunst, das Leben zu verachten,
Wenn es die Pflicht gebeut,
Und immer nur es als ein Gut betrachten,
Das man der Tugend weiht.

Er lehret uns entbehren und genießen,
Er würzt auch schwarzes Brot –
Und wenn durch ihn auch manche Tränen fließen.
Er gibt den schönsten Tod.

Es leb der Krieg! wo hohe Kraft nur sieget,
Nicht Trägheit Lorbeern flicht,
Es leb der Krieg! Unsterblichkeit erflieget,
Wer durch ihn Palmen bricht.

Es leb der Krieg! Nur dem geb er Verderben,
Der frech den Frieden bricht.
Zur Schlacht, zur Schlacht! wir alle lernten sterben
Für Vaterland und Pflicht.


Der alte Feldmarschall von dem Knesebeck hat eine ziemliche Anzahl von Gedichten hinterlassen. Eins der seinerzeit populärsten ist das vorstehende. Es stammt aus den Lieutenantstagen in Halberstadt (1792). nach Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg